Der LAKA veranstaltete am Donnerstag, 30.04.2015 von 14:30 bis 19:30 im Rathaus Stuttgart, Marktplatz 1, zusammen mit den Netzwerk Rassismuskritischer Migrationspädagogik und anderen namhaften Mitveranstaltern das Hearing: „NSU als Zäsur – Strategien gegen Institutionellen Rassismus“.
Die Besonderheit der Veranstaltung ist, dass sie in erster Linie von Migrantischen Verbänden getragen wird und auch schwerpunktmäßig Vertreter*innen von Migrant*innen Gehör finden. Außerdem werden ähnlich gelagerte Erfahrungen aus England (Stephen Lawrence Commission) als Impulse in die Diskussion eingebracht.
Migrantische Verbände haben frühzeitig und lange vergebens eine vollständige Aufklärung der NSU-Morde und des damit zusammenhängenden institutionellen Rassismus der staatlichen Sicherheitsbehörden gefordert. Auch Mitglieder des Untersuchungsausschusses des Bundestages haben bei ihrer Befragung im Untersuchungsausschuss des Landtages das Ausmaß des institutionellen Rassismus, wie er in der Arbeit des Ausschusses sichtbar wurde, deutlich gemacht. In dem Aufruf des Netzwerkes „PädagogInnen gegen institutionellen Rassismus“ fordern das Netzwerk Rassismuskritische Migrationspädagogik Baden-Württemberg, der Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen Baden-Württemberg (LAKA BW), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie weitere Verbände eine gründliche Aufarbeitung des NSU-Komplexes und nachhaltige Strategien, wie die Gesellschaft in Zukunft sich des Themas institutioneller Rassismus annimmt.
Um die hier angestoßene Debatte fortzuführen, luden am 30. April 2015 LAKA und das Netzwerk Rassismuskritische Migrationspädagogik gemeinsam mit dem Deutsch-Türkischen Forum Stuttgart, der Evangelischen Akademie Bad Boll, den Anstiftern und der Amadeu Antonio Stiftung zu einem Hearing ins Stuttgarter Rathaus. Damit wollten die Veranstalter zu einer anderen Kultur der öffentlichen Aufmerksamkeit gegenüber den staatlichen Sicherheitsorganen beitragen. Insbesondere die als „Racial Profiling“ bekannten Ermittlungsmethoden und deren mediale Unterstützung hat zu einem Vertrauensbruch geführt, den viele MigrantInnen mit dem NSU-Komplex verbinden. Der NSU-Komplex wird dabei in einem ähnlichen Sinne als Zäsur betrachtet, wie der Fall Steven Lawrence und die nach ihm benannte Kommission in England.
Bei dem von Anna Koktsidou moderierten Hearing beleuchteten zunächst Prof. Dr. Vassilis Tsianos, Universität Hamburg, Ruhan Karakul, Justitiarin des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, sowie Mitglied in der Enquete-Kommission NSU des baden-württembergischen Landtags und Tahir Della von der Initiative Schwarze Deutsch die Themen Migrantische Perspektiven auf NSU, staatliches Versagen und Racial Profiling. Im zweiten Panel diskutierten Chester Morrison, ehemaliger Leiter der Children and Youth Services der Stadt Liverpool, Udo Behrendes, Leitender Polizeidirektor a.D., Thomas Berger und Aşkın Bingöl vom Innenministerium Baden-Württemberg, sowie Memet Kılıç von der LAKA BW über Strategien gegen institutionellen Rassismus.