Ist die Politik für Menschen mit Migrationshintergrund chancengerecht? Eine Studie der Robert Bosch Stiftung zeigt: Es gibt noch viel zu tun.

Foto: https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/repchance
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Deutschland ist ein Einwanderungsland: Knapp 30 % der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund, aber diese Diversität ist in der Politik unterrepräsentiert. Nur 11,4 % der Bundestagsabgeordneten haben einen Migrationshintergrund, obwohl der Anteil in der Bevölkerung bei 27,2 % liegt.

Repräsentations________lücke

Die Zahl der Abgeordneten mit Migrationshintergrund ist in den letzten 30 Jahren gestiegen. 2021 gab es 84 Abgeordnete im Bundestag und 137 in den Landtagen. Dennoch bleibt eine deutliche Repräsentationslücke bestehen. „Selbst wenn es also Beispiele für politische Karrieren von Menschen mit Migrationshintergrund gibt, so scheint eine Chancengerechtigkeit nicht immer gegeben.“ – Robert Bosch Stiftung  (REPCHANCE – Vorwort S.7)

Parteiunterschiede

Politiker mit Migrationshintergrund sind vor allem in Parteien links der Mitte vertreten. SPD, Grüne und Linke sind für den Anstieg verantwortlich. Rechts der Mitte ist die AfD die Partei mit den meisten Abgeordneten mit Migrationshintergrund, aber diese sind meist „unsichtbar“ (z. B. nicht durch äußere Merkmale erkennbar).

Bundestagsabgeordnete mit Migrationshintergrund (Wahlen 2021): 63 (Linke, Grüne und SPD), 20 (CDU/CSU, FDP und AfD)

Landtagsabgeordnete mit Migrationshintergrund (Wahlen 2017-2021): 106 (Linke, Grüne und SPD), 28 (CDU/CSU, FDP und AfD)

Frauen mit Migrationshintergrund

„Gerade bei den Parteien des linken politischen Spektrums sind Frauen mit Migrationshintergrund stark vertreten.  Die Parteien erfüllen damit gleich zwei (teils selbst gegebene) Quoten: die bessere Repräsentation von Frauen und von Menschen mit Migrationshintergrund.“ – Robert Bosch Stiftung  (REPCHANCE – 3.3 Deskriptive Repräsentation von weiblichen Abgeordneten (mit MH) S.38)

Nur 34,9 % der Abgeordneten im Bundestag sind Frauen, von diesen Frauen haben 48,8 % Migrationshintergrund. Diese fehlende Repräsentation fällt vor allem bei den Parteien Rechts der Mitte auf, da sind es nur 21,5%. Bei den Parteien Links der Mitte sind es 48,8%, davon sind 55,6% Frauen mit Migrationshintergrund.

Diskriminierung und Unsichtbarkeit

Viele Abgeordnete mit Migrationshintergrund erleben Diskriminierung und Startnachteile. Häufig wird ihr Migrationshintergrund durch äußere Merkmale sichtbar, was sie angreifbarer macht. In der Studie ‚REPCHANCE‘ der Robert-Bosch-Stiftung sind einige Interviews mit Abgeordneten zu finden, die von ihren Diskriminierungserfahrungen berichten. Der LAKA empfiehlt euch, einen Blick in diese Studie zu werfen!

Hürden für politische Karrieren

Menschen mit Migrationshintergrund stoßen in der Politik häufig auf Hürden wie Diskriminierung, fehlende Ressourcen und mangelnde Unterstützung durch Netzwerke und Parteien. Diese Barrieren führen zu Startnachteilen, Unsicherheiten und der Notwendigkeit erhöhter Resilienz, um politische Karrieren erfolgreich zu gestalten. Die Studie der Robert Bosch Stiftung zeigt auch das Bundestagsabgeordnete mit Migrationshintergrund durchschnittlich 38,1 % kürzere Mandatslängen haben.

Empfehlungen

Die Studie der Robert Bosch Stiftung empfiehlt fünf Bausteine um die politische Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken :

Baustein 1: Grundlagen für politisches Engagement verbessern // Baustein 2: Gezielte(re) Karriereförderung // Baustein 3: Ratgeber für Neuparlamentarier:innen // Baustein 4: Nachhaltige Öffnung von Parteien // Baustein 5: Symbolische Impulse

Mehr zu diesen Bausteinen finden Sie in der Studie „REPCHANCE“

Fazit

Trotz positiver Entwicklungen zeigt die Studie, dass Menschen mit Migrationshintergrund nach wie vor auf erhebliche Barrieren in ihrer politischen Laufbahn stoßen, wie Diskriminierung und unzureichende Unterstützung durch Parteien. Um echte Chancengleichheit zu gewährleisten, sind gezielte Maßnahmen wie politische Bildung, Mentoring-Programme und eine nachhaltige Öffnung der Parteien essenziell.

Der LAKA bietet genau dafür eine Plattform. Durch politische Bildung und Empowerment-Schulungen erreicht der LAKA Menschen mit Migrationshintergrund und fördert ihr politisches Engagement. Darüber hinaus schafft der Landesverband Netzwerke und Austauschmöglichkeiten, um den Zugang zu politischen Prozessen zu erleichtern und potenzielle Hürden zu überwinden. So trägt der LAKA dazu bei, die Teilhabe und Vertretung dieser Menschen in der Politik nachhaltig zu stärken.

Die Ergebnisse stammen alle aus der Studie „REPCHANCE“ der Robert Bosch Stiftung.

Quelle: www.bosch-stiftung.de/de/publikation/repchance
Foto: https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/repchance