Schwarze Null gefährdet Integration

Der Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen Baden-Württemberg (LAKA) befürchtet, dass viele neu zugewanderte Auszubildende ihre Ausbildungsziele nicht erreichen, da sie sprachlich den Anforderungen der Ausbildung an den beruflichen Schulen angesichts schwerwiegender Mängel in der sprachlichen Förderung nicht gewachsen sind.

„Versäumnisse, die wir jetzt nicht angehen, werden wir mit Integrationsschwierigkeiten bezahlen. Die Folgen sind ökonomisch und gesellschaftlich teurer, als jetzt gegenzusteuern“, appelliert der Vorsitzende des Landesverbandes Dejan Perc an die Landesregierung.

Im Rahmen der bundesweiten Woche zur beruflichen Bildung ist am 19. April 2018 Bundespräsident Steinmeier zu Gast in Baden-Württemberg. Er besucht mit Kultusministerin Eisenmann verschiedene Berufsschulen. Die Entwicklung dort gibt zunehmend Anlass zur Sorge. So berichtete beispielsweise am 8. März 2018 die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, Johanna Hopfengärtner, auf der Veranstaltung „Schule in der Zuwanderungsgesellschaft“ der Stadt Karlsruhe aufgrund einer detaillierten Befragung von Schulleitern an 12 öffentlichen Berufsschulen, dass 405 Auszubildende aufgrund ihrer sprachlichen Defizite ihr Ausbildungsziel nicht erreichen werden.

Der Landesverband fordert daher:
– Die Rücknahme der Kürzung der Stundentafel für die Deutschförderung in Vorbereitungsklassen
– Den bedarfsgerechten Ausbau der individuellen, differenzierten Sprachförderung an allen Schularten einschließlich Alphabetisierung, Modulen in Mathematik und Nachholen der Fremdsprache Englisch
– Die versetzungsrelevante Zertifizierung der mitgebrachten Sprachen
– Den Einbau fremdsprachdidaktischer Qualifikationen in alle Lehramtsstudiengänge

„Derzeit hat das Spardiktat der „schwarzen Null“ des Finanzministeriums Vorrang vor dem Bildungsnotstand für neu zugewanderte Azubis – unglaublich angesichts eines Ministerpräsidenten, der selbst Lehrer war und im Mai 2017 auf dem Gewerkschaftstag der GEW in Freiburg die Qualität des Bildungssystems an der Integration der Flüchtlinge messen wollte“, sagt Helene Khuen-Belasi, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes.

Der Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen ist als Vertreter von Menschen mit Migrationsgeschichte in Baden-Württemberg legitimierter Ansprechpartner des Landtages, der Landesregierung, der kommunalen Migrationsräte, aller relevanten Organisationen auf Landesebene, vergleichbaren Migrantengremien in anderen Bundesländern und des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates.

Kontakt:
Helene Khuen-Belasi
LAKA-Geschäftsstelle, Charlottenstr. 25, 70182 Stuttgart, Tel.: 0711-24837-202