Stuttgarter Internationaler Ausschuss: Stellungnahme zu Ausschreitungen vom 20.06.2020

Stuttgart, 23.06.2020: Sachkundige Mitglieder aus dem Internationalen Ausschuss der Stadt Stuttgart beziehen Stellung zu den Ausschreitungen am Wochenende

Internationaler Ausschuss der Stadt Stuttgart

Bei Gewalt endet die Toleranz! Für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt.

„Wir als sachkundige Mitglieder im Internationalen Ausschuss des Stuttgarter Gemeinderats sind entsetzt aufgrund der Bilder aus der Nacht des 20. Juni. Solche Szenen sind eine Schande für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger.
Wir verurteilen zutiefst die Aggression und Angriffe gegenüber Polizei- und Rettungsdienstkräften. Ihnen gilt unsere volle Solidarität, den Verletzten wünschen wir baldige Genesung. Ebenso betroffen machen uns die Plünderungen und der Vandalismus in Ladengeschäften in der Innenstadt, die in der Korona-Krise schon besonders leiden müssen.
Unser Appell richtet sich zu aller erst an die gesamte Stadtgesellschaft: Solche Bilder dürfen sich niemals wiederholen! Dies ist nicht unser friedliches, liberales Stuttgart, in dem wir gerne leben! Wir fordern die Täter auf, sich der Polizei zu stellen. Wir fordern die Zuschauer auf, Täter der Polizei zu melden. Wir fordern die Stadtpolitik auf, greifende Sicherheitskonzepte für unsere Stadt umzusetzen. Polizei und Justiz sind nun gefordert, mit den Mitteln des Rechtsstaats gegen diese Gewalttäter vorzugehen. Gleichzeitig bedarf es allen gesellschaftlichen Gruppierungen, eine Stadt der Toleranz, Sicherheit und Freiheit auch in Zukunft zu prägen. Wir ALLE sind Stuttgart!
Wir warnen jedoch vor einer Vereinnahmung des Themas durch rechtspopulistische Kreise. Die ethnische Herkunft der Täter ist zweitrangig. Wir wissen nicht, welchen Einfluss soziale Konflikte, mediale Überladung, Alkohol- und Drogenkonsum sowie pures Machogehabe auf die Entwicklungen in den vergangenen Wochen in der Innenstadt und die Gewalteskalation am Wochenende hatten. Wir warnen daher vor einer Vorverurteilung, dem Vertiefen von gesellschaftlichen Spaltungen und einer weiteren Zuspitzung des Konflikts.
Nicht nur Sicherheitskonzepte sind gefragt, es braucht einen tieferen Blick, um zu verstehen, wo wir diese Täter und auch die Schaulustigen verlieren, da sie scheinbar keinen Wert auf unsere Gemeinschaft legen und sich abwenden. Alle Menschen dieser Stadt sind aufgefordert, zu einem sachlichen Diskurs über die Zukunft unserer Stadtgesellschaft zusammenzukommen. Dazu gehört natürlich auch die offene Debatte über strukturellen Rassismus und Chancengleichheit in allen gesellschaftlichen Bereichen. Aber – stets friedlich, respektvoll und offen.“ http://Bei Gewalt endet die Toleranz! Für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt.